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Das Projekt „Schaffung von Sandtrockenrasen und Waldsaum an der Kita Neuhaus“ wird gefördert durch:

Eiszeiten formten unsere Landschaft

Eis·zeit    /ˈa͜ist͜sa͜it/   Substantiv, feminin [die]

Stelle Dir vor, es wäre das ganze Jahr lang immer etwa zehn Grad kälter, als wir es gewohnt sind; also 10 Grad kälter im Sommer und 10 Grad kälter im Winter. Solche Verhältnisse herrschten in den letzten zwei Millionen Jahren über unterschiedlich lange Zeiträume immer wieder und werden von Klimaforschern als Kaltzeiten bezeichnet, eher bekannt auch als Eiszeiten. In diesen Phasen entstanden große Eismassen auf der Erde, sogenannte Gletscher, die im Winter immer größer wurden und im Sommer nicht oder nur wenig abschmelzen konnten. So wurde das Eis immer mächtiger und fing an, der Schwerkraft folgend, von Skandinavien in Richtung Süden zu rutschen. Dabei nahm es gewaltige Gesteinsbrocken aus den Gebirgen in Norwegen und Schweden mit. Manche wurden auf ihrem Weg zu uns zermalmt, so dass hier teilweise nur noch feiner Sand und kleine Kieselsteine ankamen. Aber auch größere Steine wurden mit dem Eis transportiert, deswegen liegen in unserer Region manchmal große Findlinge im Wald oder in der Heide.

Auf Kaltzeiten folgten im Wechsel Warmzeiten. Wie viele Eiszeiten es genau gab, können selbst Forscher nicht sicher sagen, denn jüngere Gletscher zerstörten manchmal alle Spuren älterer Kaltzeiten.

Wie entstand das Urstromtal der Elbe?

Gletschermodell in unserer Ausstellung (Foto: Heiner Müller-Elsner)

Die Landschaft an der Elbe wurde durch Eiszeiten geprägt. Das Hochufer auf der südlichen Elbseite entstand in der vorletzten Eiszeit (Saale-Kaltzeit) vor rund 200.000 Jahren, das heutige Elbetal zum Ende der letzten Eiszeit (Weichsel-Kaltzeit). Ganz Nordeuropa lag unter einer bis zu 3.000 m dicken Eisschicht. Als die Weichsel-Kaltzeit endete und es wärmer wurde, bahnte sich hier vor rund 15.000 Jahren das Schmelzwasser seinen Weg Richtung Meer.

Die von Norden kommenden Gletscher reichten zum Höhepunkt der letzten Eiszeit (Weichsel-Kaltzeit) bis in das südliche Mecklenburg, Schleswig-Holstein und das heutige Amt Neuhaus.

Die Eismassen waren in Bewegung und schoben Gestein und Geröll vor sich her. Dieses Material lagerte sich in Form eines Hügels vor dem Gletscher ab, als dieser schließlich zum Stillstand kam. Diese aufgeschobenen Hügel werden als Endmoränen bezeichnet und sind noch heute in der Landschaft erkennbar. Sie sind reich an großen Steinbrocken („Findlingen“) und waren von Schmelzwasserrinnen durchzogen.

Als zum Ende der Eiszeit die Gletscher schmolzen, wurden durch tunnelartige Höhlen im Eis auch Schotter und Sand mit den Schmelzwasserströmen talwärts transportiert. Am Fuß der Endmoräne lagerten sich Schotter und Sand ab, sogenannte Sanderflächen.

Die Wassermassen der abschmelzenden Gletscher sammelten sich hinter den Sanderflächen in einem gewaltigen Schmelzwasserstrom, dem „Urstrom“. Unser heutiges Elbetal ist also ein Urstromtal.

Auch in der vorletzten Eiszeit (Saale-Eiszeit) schob ein Gletscher einen Hügel aus  Gestein und Geröll auf. Dieser wird, weil er älter als die Endmoräne ist, als Altmoräne bezeichnet. In unserer Region liegt eine Altmoräne auf der anderen Seite des Urstromtals, also auf der heutigen Südseite der Elbe und ist noch heute als Höhenzug erkennbar.

Während der letzten Eiszeit gehörte dieses Gebiet zum Landschaftstyp der Tundra. Sie ist die  „Übergangszone“ zwischen den arktischen Eisgebieten und dem nördlichen Nadelwald, der Taiga. Für höhere Pflanzen ist es in der Tundra zu kalt, aber warm genug für Gräser, Kräuter und kleinere Sträucher wie Heidekraut, Heidelbeere, Zwergbirke, Krähenbeere und Zwergweide.            

Nach der Eiszeit lagerten sich im Überschwemmungsgebiet der Elbe mächtige Auelehmdecken ab. Diese Ablagerungen sind reich an abgestorbenen Pflanzen, also reich an Humus. Auf diese Weise entstand ein heute noch existierender, nährstoffreicher, fruchtbarer Boden für die Entwicklung der landwirtschaftlich geprägten Kulturlandschaft.

Flugsande lagerten sich auf den ehemaligen Sanderflächen ab (Lüneburger Heide und Griese Gegend) und führten zur Dünenbildung (Amt Neuhaus). Während das Urstromtal (bei uns die Elbtalaue) sehr fruchtbar ist, sind die ehemaligen Sanderflächen mit ihren sandigen Böden weniger fruchtbar und bringen somit den Landwirten weniger Ertrag.

Die ehemaligen Endmoränen haben vielfältige Bodenverhältnisse. Durch anhaltende Westwinde, wurden im Amt Neuhaus Flugsande auf die Endmoränen transportiert und lagerten sich dort zu großen wandernden Dünen ab. Um diese Wanderdünen einzudämmen, wurden sie von den Menschen ab 1750 mit Kiefern aufgeforstet. So sind die ehemaligen Endmoränen heute bei uns von Kiefernwald geprägt.

Hinter der hohen Endmoräne, also dort, wo der Gletscher war, blieb beim Abschmelzen ein Teil des Eises zurück. Es entstanden noch heute existierende Stillgewässer, von kleinen „Toteislöchern“ bis zu großen ehemaligen Eisstauseen. Diese Seite der Moräne wird als Jungmoränenlandschaft bezeichnet.