Menschen sind seit jeher auf die Vielfalt der Natur angewiesen gewesen. Nicht zuletzt auch, weil sie ein Teil dieser sind. Um das eigene Überleben zu sichern, wurden wilde Tiere gejagt und Nüsse, Beeren oder Früchte gesammelt. Unsere Vorfahren wussten, wo die richtigen Pflanzen wuchsen und erlegbare Tiere weideten und so folgten sie großen Herden und nahmen lange Wanderungen
auf sich. Mit weitreichenden Folgen änderte sich diese Strategie vor etwa 10.000 Jahren. Wilde Pflanzen wurden kultiviert und durch eine Auswahlzucht im Ertrag verbessert, wilde Tiere in Siedlungsnähe gehalten, durch Auswahl und Zucht gezähmt und in ihren vielseitigen Eigenschaften entwickelt.
Foto: Franziska Kolm
Seit dieser Zeit sind weltweit unzählige regionale Sorten und Rassen entstanden, die uns versorgen. Durch Züchtung aus Wildformen entstand ein wertvolles Kulturgut, das sich in der Vielfalt der Nutzpflanzen und Haustiere ausdrückt. Doch dieses Kulturgut ist heute in Gefahr: Die moderne Landwirtschaft setzt auf nur noch wenige Sorten oder Rassen. Zu Höchstleistungen gezüchtet, erfüllen landwirtschaftliche Erzeugnisse nur noch wenige Eigenschaften: Sie sollen maximalen Ertrag bringen und dabei für das Auge des Verbrauchers gut aussehen. Andere Qualitäten bleiben zu häufig auf der Strecke.
Für die Vielfalt unserer über Jahrtausende gezüchteten Haustierrassen bedeutete dies das Ende. Immer mehr Tierrassen können im Vergleich zu den neuen Züchtungen nicht mehr mithalten, ihre Erträge und Leistungen lohnen sich für Landwirte weniger, sie geraten auf die Rote Liste der gefährdeten Haustierrassen oder verschwinden unwiederbringlich von dieser Erde. Dabei haben sie hervorragende Eigenschaften. Sie geben uns tolle Produkte wie hochwertige fettreiche Milch, Fleisch mit hohen intramuskulären Fettanteilen und vielseitig einsetzbare Wolle. Alte Tierrassen sind langlebig und widerstandsfähig gegenüber Krankheiten und Epidemien. Diese Vorteile, wie auch grundsätzlich eine größere genetische Vielfalt, können in der Zukunft zu einer Überlebensgarantie für einzelne Haustierarten werden.
Alte Rassen sind optimal an regionale Klima- und Landschaftsgegebenheiten angepasst; besonders wichtig, wenn auf artgerechte Tierhaltung mit Weidegang Wert gelegt wird. Auch in Zeiten eines sich wandelnden Klimas können in alten Haustierrassen Lösungen für die zukünftige Nutzung von Tieren liegen.
Auf der Reise durch unsere Ausstellung lernt Ihr eine Menge alte Haustierrassen kennen. Welche Rassen gibt es, wo ist ihr Ursprung und durch welche Eigenschaften zeichnen sie sich aus?
Foto: Heiner Müller-Elsner